Die Staatsoper Stuttgart eröffnet am 28. und 29.07.2022 das Bruchsaler Schlossfestival

 

Mit über 150 Musikerinnen und Musikern reist die Staatsoper Stuttgart zu Ehren des 300. Jubiläums von Schloss Bruchsal zum Schlossfestival an – ein erstmaliges Ereignis für die Staatsoper Stuttgart, die noch nie mit einer so großen Besetzung auf Reisen war. Dass 300 Jahre Bruchsaler Schloss dafür ein guter Anlass sei, ist für den Opernintendanten der Stuttgarter Staatsoper, Viktor Schoner, unbestritten. Was das Besondere an den Auftritten der Stuttgarter Staatsoper in Bruchsal ist, und warum man dort eine tolle Sommernacht erleben kann, berichtet er im Interview.

 

Was motiviert die Staatsoper Stuttgart, nach Bruchsal zu kommen?

 

Viktor Schoner: Der Schlossgarten in Bruchsal ist ja wirklich legendär, ich erhoffe mir eine sehr schöne sommerliche Abendstimmung. Außerdem tut es uns gut rauszukommen und den Kessel zu verlassen. Dass die Oper als Genre auch mal die Tore öffnet und sich Open-Air präsentiert ist uns ein großes Anliegen.  Wir sehen Oper nicht als „heilige Kunst“, die nur in dunklen Räumen stattfinden darf, sondern wir finden, dass sie gerade zu dieser besonderen Atmosphäre passt. Und ich glaube gerade für Leute, die normalerweise nicht Tag und Nacht in die Oper gehen, können das zwei unglaublich emotionale und aufregende Abende werden.

 

Was bedeutet ein solcher Open-Air-Auftritt für die Staatsoper Stuttgart?

 

Viktor Schoner: Erst einmal muss man sagen, dass wir bei der Qualität überhaupt keine Kompromisse machen – ganz im Gegenteil, wenn man sieht, wer auf der Bühne stehen wird, allen voran Klaus Florian Vogt, gemeinsam mit der wunderbaren Simone Schneider aus unserem Ensemble. Auch unsere Tosca und unser Cavaradossi, beide international agierende Sängerinnen und Sänger, von unserem Staatsopernchor und dem Orchester gar nicht zu sprechen. Ich glaube, alle haben große Lust, dieses tolle Programm mit Tosca, Lohengrin und der siebten Beethoven-Sinfonie in dieser Atmosphäre zu musizieren. Dabei ist es auch eine besondere Herausforderung, denn dass beispielsweise mikrofoniert wird, ist im Opernhaus nicht üblich. Insofern ist das für uns alle Aufregung im besten Sinne und eine andere Perspektive auf unsere Arbeit.

 

Was erwartet das Publikum an den beiden Abenden mit der Staatsoper Stuttgart?

 

Viktor Schoner: Es sind konzertante Vorstellungen, also rein musikalische Aufführungen ohne szenische Umsetzung, sowohl von Tosca als auch von Lohengrin, was der musikalischen Darbietung fast noch mehr Möglichkeiten bietet. Der Musik wird dadurch sehr viel Raum gegeben. Das wird spektakulär, auch ohne klassische Ausstattung – dafür mit tollen konzertanten Kostümen. Tosca ist eine der emotionalsten Opern, ein Krimi vor dem Herrn. Die siebte Beethoven-Sinfonie am zweiten Abend ist die emotionalste und aufregendste Sinfonie von Beethoven für einen solchen Anlass. Und die Lohengrin-Passagen, da wird Ihnen das Herz aufgehen, das verspreche ich.

 

Wie wurde das Programm ausgewählt für die Auftritte in Bruchsal?

 

Viktor Schoner: Tosca war die Idee des künstlerischen Leiters Martin Gantner, der sich ganz große Oper und großes Kino wünschte. Und Martin Gantner konnte auf Grund seiner exzellenten Beziehungen Klaus Florian Vogt begeistern nach Bruchsal zu kommen. Klaus Florian Vogt ist wiederum der Lohengrin unserer Zeit, und hat mit unserem Generalmusikdirektor Cornelius Meister eine sehr lange Lohengrin-Geschichte – die beiden haben das Werk vor 20 Jahren in Erfurt zusammen erarbeitet, woraufhin Vogt seinen großen Durchbruch hatte. Es sind zwei Programme, zu denen man einfach mit bester Laune und ohne Schwellenangst in den Schlossgarten kommen und eine tolle Sommernacht erleben kann. Und wir sind sehr stolz, dass wir im Schloss Bruchsal zu Gast sein dürfen, denn das ist schon eine ganz besondere Kulisse.

 

Interview: Elisa Beck